Ist das ein echtes Dilemma? Mal zugespitzt: Wieviel Mehr-Tote durch Corona sind die noch Lebenden bereit bewusst und willentlich zu opfern für ein Weihnachten und Silvester as usual? Die Liste ließe sich beliebig erweitern mit Skifahren, Bierfest, Thanksgiving, Kirmes, Weihnachtsmarkt, Verreisen, sinnlosem Konsum usw.
Es gibt offensichtlich Menschen, die sagen: „Mir doch egal!“ oder „Hauptsache, ich habe meinen Spaß!“
Legen wir mal an diese Menschen eine genaue Messlatte an. Was macht das Menschsein aus? Ist es nicht in erster Linie, das Denken, die Vernunft, das Planen, die Solidarität, das Mitgefühl und die Würde, die wir im anderen respektieren und achten? Mensch sein heißt sozial sein. Wann sprechen wir davon, wenn etwas oder wenn Menschen unmenschlich handeln?
Der Mensch hat immer eine Wahl. Die mag manchmal nicht einfach, auch schonmal recht problematisch sein. Manchmal fühlt man sich auch in einer ausweglosen Situation, in einem sogenannten Dilemma. Ganz selten befinden wir uns aber in einem echten Dilemma. Ein Arzt steckt in einem echten Dilemma, wenn er zwischen zwei sehr schwer Corona-Erkrankten mit exakt gleichen Heilungschancen entscheiden muss, wer behandelt wird und wen er ins Sterbezimmer bringen lässt, weil nur noch für einen Patienten Behandlungsmöglichkeiten da sind. Das ist ein Dilemma!
Die Entscheidungssituation, zwischen Weihnachten und Silvester zu handeln as usual, ist kein Dilemma, denn wir können eine klare Güterabwägung vornehmen: Eine geliebte Tradition einmal nicht pflegen, auch wenn die entgangene Freude schmerzt und man sich nicht gut dabei fühlt, oder nach dem egoistischen Mirdochegal-Prinzip ein paar Hundert oder gar Tausende Menschen mehr wirklich leiden und/ oder elend sterben zu lassen als Preis für das eigene eher kurzfristige Vergnügen. Konsum und Gemeinschaftsfeiern werden abgewogen gegen das Recht auf Unversehrtheit und Leben. Ohne Leben und Gesundheit gibt es aber gar nichts.
Güterabwägung und Risikoeinschätzung. Mehr ist es eigentlich nicht, was hier beim Entscheiden hilft und ob man menschlich oder unmenschlich handeln will.
Wie die Mirdochegals mit ihrer Verantwortung in der menschlichen Gemeinschaft umgehen, das kann man sich denken.